Zoltán Szegedy-Maszák / Márton Fernezelyi:

Durchblick

Hinter und zwischen Video-Spiegeln
interaktive Netzwerk-Installation, 2004



An fern voneinander liegenden öffentlichen Plätzen werden drei gleiche Installationen aufgestellt, bestehend aus einem Videomonitor, einem Berührungsbildschirm und einer Videokamera. Zwischen den Standorten wird eine Internetverbindung mit großer Bandbreite ausgebaut, wodurch die von den Kameras aufgenommenen Videobilder, die belebte Plätze zeigen, weitergeleitet werden können.

Im virtuellen Raum des Computers befinden sich die von den Videokameras vermittelten Bilder hintereinander, so dass sie sich verdecken. Bei jeder Installation zeigt das Bild, das man unmittelbar sieht, den Ort, wo man sich befindet, und die Person, die vor der Installation steht. Dahinter sind in zwei Schichten die Bilder der anderen beiden Schauplätze. Wenn man aber auf dem Berührungsbildschirm Linien zeichnet, werden diese Linien auf dem Videobild durchsichtig, und bieten so einen „Durchblick“ auf das zweite Bild, das sich hinter dem ersten verbirgt. Die so entstehenden, einander überlappenden Masken öffnen ein unendliches Video-Tunell, dessen Bild-Raum von den Benutzern an den jeweiligen Schauplätzen gemeinsam gestaltet wird.



Der „Durchblick” schafft einen Videokontakt zwischen weit entfernten Orten, und bietet den Vorbeigehenden die Möglichkeit, in spielerischer Form miteinander zu kooperieren. Wenn die Benutzer am Berührungsbildschirm Linien zeichnen, löschen Sie damit zum Teil ihr eigenes Portrait, das auf dem Monitor gezeigt wird. Doch diese anti-narzisstische Handlung ist auch eine art Entdeckungs-Instrument, denn auf dem Monitor werden durch die gezeichneten Linien die Bilder eines anderen Schauplatzes sichtbar. Nachdem die Benutzer merken, dass sie so in die Ferne schauen können, werden sie auch entdecken, dass die jeweils sichtbaren Bilder immer abhängig sind von dem Ineinanderwirken der Menschen an den einzelnen Schauplätzen. Die Zeichnungen, die an den anderen Schauplätzen entstehen, lüften immer einen neuen Vorhang und es entsteht eine zirkuläre, unendliche Videobild-Kette. Die Bedingung ist allerdings, dass die Linien der Zeichnungen unterschiedlich gezogen werden, denn wo die Linien sich decken, entstehen Bildsegmente, die ganz leer sind.


Die Benutzer verfertigen am Berührungsbildschirm Zeichnungen, wie wenn sie mit weißer Tinte auf schwarzen Hintergrund zeichnen würden, wobei das „Weiße“ völlig durchsichtig, und das „Schwarze“ die sichtbare Bildfläche auf dem Videobild ist. Die Zeichnung, die ein früherer Benutzer auf dem Bildschirm hinterlassen hat, verblasst nach einer Weile, das von der Kamera aufgenommene Videobild homogenisiert sich also immer mehr, bis dann wieder die volle Bildfläche zu sehen ist.



So entsteht aus den Videobildern eine vielschichtige „Laufbild-Textur“, die durch die Zeichnung auf dem Berührungsbildschirm gedeutet werden kann – die Zeichnung hilft uns den ungewöhnlichen Anblick des unendlichen, oft chaotischen Video-Tunells zu interpretieren.